Ich würde sagen, es ist so wie mit dem Geld - es verdirbt nicht den Charakter, es bringt ihn zum Vorschein.
Aus meinen Tagen in der psychiatrischen Arbeit kenne ich den Spruch "Ich gebe Dir einen Schlüssel, und ich zeige Dir, was Du für ein Mensch bist."
Warum kennst du offenbar so viele PDLer, die in deinen Augen nicht geeignet zu dem Job sind (zumindest interpretiere ich so deine Frage - aber vielleicht liege ich da auch falsch)? Wo ist denn da dein Anteil?
Ich hinterfrage Dinge, Aussagen, Menschen. Ich schaue mir an, wie sie als Systeme zwischenmenschlicher Dynamiken funktionieren. Ich lege Wert auf Dinge wie Verbindlichkeit, Anstand, Respekt, Verantwortlichkeit, Vorbildfunktion, Einbindung, Wertschätzung und klare Strukturen/Grenzen. Ich äußere meine Meinung, wen ich gefragt werde oder der Rahmen das erfordert, und ich gehe Konflikte lieber offensiv an, als sie jahrelang vor sich herschwelen zu lassen. Viele Dinge ignoriere ich, aber bei manchen Dingen kann ich das nicht - bei Toten (wenn ein Verschulden der Institution vorliegt) oder bei Angriffen auf schwächere Teammitglieder.
Was ist denn "viele"? Woran liegt es, dass du so viele PDLer auf der "dunkeln Seite" wähnst?
Anekdotische Evidenz.
PDL 1: Trat kaum in Erscheinung. Keine unangenehmen Erinnerungen, keine angenehmen.
PDL 2: Narzisstischer Egomane, der in einer größeren Klinik seinen eigenen Feldzug führte. Leitungen wurden rausgemobbt, leitende Ärzte (!) ins Büro zitiert, ein Klima der Angst erzeugt. PDL 3: Nachfolger von 2. Einerseits eine Rampensau. Andererseits ein jammernes Häufchen Elend, wenn er mit seinen eigenen Fehlern konfrontiert wurde (und das noch nicht mal von mir). Dazu zählen Günstlings- und Vetternwirtschaft, absolute Unterordnung unter die GF und die Chefärzte, Lügen und gebrochene Versprechen, Verleumdungen anderer. Gaslighting at it finest. Und er war noch nicht mal der Schlimmste in der Führungsriege.
PDL 4: Autoritärer Schreihals. Mitarbeiter wurden in Teamsitzungen öffentlich gedemütigt und rundgemacht. Hat sich sehr wahrscheinlich an den Gewinnen der Einrichtung bereichert.
PDL 5: Zunächst freundlich und empathisch wirkend, bis mir auch hier am Ende sehr viel Gaslighting/Lügen aufgefallen ist. Selbst wenn ich mich am Anfang wohlgefühlt habe, denke ich heute "Dann lieber autoritär, dann weiß man, woran man ist." Startete als Nachfolger von 4), und versuchte, einen partizipativen Stil umzusetzen, und endete bei "laissez-faire". Deckte Rechtsradikalität und sexuelle Übergriffe. Union-Busting.
PDL 6: Die aktuelle. Eher altmodisch-autoritär. Ich bin da eher auf Distanz, aber mich stört es schon erheblich, wie mit dem Dienstplan umgegangen wird (nachträgliche und kurzfristige Änderungen des Plans, zum Beispiel), und das trotz vorangegangener Klagen früherer Mitarbeiter. Stumpf ist Trumpf.
Und wenn wir von der nächsten Leitungsebene reden, gab es von geschätzt drei Dutzend nur etwa eine Handvoll, bei denen ich mich wohl gefühlt habe.
Auf welcher Seite bist du denn?
Auf der Seite, wo das Grundgesetz, Arbeitnehmerrechte, Gewerkschaften und die einfachen Pflegekräfte stehen, die nicht resignieren wollen und sich stattdessen in Zorn begeben. Wie der Terminator schon sagt: Wut ist besser als Hilflosigkeit. Auf der Seite der evidenzbasierten Pflege und der Ergebnisqualität.
Definitiv JA! Das ist so ein bisschen wie beim CIA...die dunkle Seite rekrutiert rekrutiert gezielt angehende Leitungskräfte um das Ungleichgewicht in der Galaxy zu destabilisieren.
Du kannst Dich ruhig lustig machen, aber eine Frage wäre schon: "In wie weit trägt die Ausbildung einer PDL zu ihrer Persönlichkeitsentwicklung bei?" ... um dann im nächsten Schritt zu sagen "Was können wir tun, um der Persönlichkeitsentwicklung eine positivere Ausrichtung zu geben?"
Schonmal über die Verantwortung einer PDL nachgedacht? Eigentlich ist das ein Job mit eingebautem Schleudersitz. Schonmal darüber nachgedacht, dass die "nur" ihren Job machen, wenn sie zusehen, dass alles läuft?
Mir ist das durchaus bewusst. Aber dann denke ich...
1) Man muss kein Koch sein, um ein Mahl genießen zu können;
2) "Hey, Du wolltest den Job."
3) Verantwortung? Ha. Ha. Ha.
Verantwortung hat man nur, wenn auch zu ihr gezogen wird. Die Fälle, wo tatsächlich Leitungen für bestimmte Fehler und Vorkommnisse zur Verantwortung gezogen werden, sind sehr, sehr spärlich. Der einzige Grund, wegen dem jemand gehen muss, ist, wenn die Zahlen nicht mehr stimmen, egal, was er sich sonst leistet. Sexuelle Belästigung, Bossing. Behinderung der Betriebsratsarbeit. Union Busting. Kunstfehler eines Mediziners? Abrechnungs - und Sozialversicherungsbetrug bei größeren Institutionen? Wieviele Leute werden tatsächlich in Deutschland für Handeln oder Unterlassen verknackt?
Da muss es schon richtig schief gehen, wie bei Nils H., bevor man sich Führungskräften widmet, und ich würde mal behaupten, da läuft tausendmal mehr unterhalb der Wahrnehmungsschwelle der Gesellschaft ab.
Oh, natürlich sollte man auch die Grautöne sehen und nicht in Kategorien wie Schwarz-Weiß denken. Aber man sollte auch den Kontrastregler nicht so weit herunterdrehen, das es nur noch Grau gibt, und man sich mitschuldig macht oder "Richtig" von "Falsch" nicht mehr unterscheiden kann. Was leider viel zu oft passiert (und selbst ich mich auch nicht immer davon freimachen kann).