AW: Verbesserung der Pflegesituation
Hallo Mrulli,
es wäre wünschenswert, wenn sich die Pflegesituation für Bewohner, Angehörige, Pflegekräfte und Unternehmen verändert und verbessert.
Meiner Meinung nach wäre es an der Zeit, dass sich zum einen alle Politiker, Kranken- und Pflegekassen, die Verbände und Vereinigungen u.a. "ernsthaft" mit der Problematik auseinander setzen. Was nützen einige Schlagabtäusche und Ideen wie in den letzten Jahren, die mehr und mehr zur Luftnummer werden. Uns allen ist eines bekannt und darf nicht aus den Augen verloren werden: Der demografische Wandel, der uns sowohl in der Ausbildung von Pflege(fach-)kräften als auch in der Versorgung der Bewohner beschäftigt. Junge Menschen, die sich für die Pflege interessieren und den Dienst übernehmen wollen, brauchen Anreize und eine leistungsgerechte Bezahlung, die sie befähigen davon ein Familie zu ernähren und auch in den Oberzentren unseres Landes zu leben.
Aber in der Wirtschaft gibt es mehr zu verdienen. Schichtzulagen, Sonderzahlungen, Gratifikationen, Gewinnbeteiligungen sind dort Bestandteile der Löhne und Gehälter. Überstunden werden bezahlt oder können durch das Stundenkonto in wirklicher Freizeit abgebummelt werden. Bevor nun der Sturm der Entrüstung der Leser aufkommt, es gibt auch Betriebe und Mitarbeitern in der Wirtschaft, denen get es schlecht! Auch die sogenannte Leiharbeiter haben es nicht leichter. Und da sind wir wieder bei der Pflege. Wie viele Einrichtungen müssen auf Zeitarbeitsfirmen zurückgreifen, um Dienste besetzen zu können? Die Kosten für den Arbeitgeber sind enorm. Der eigentliche Mitarbeiter in der Zeitarbeitsfirma verdient deutlich weniger wie die festangestellten Mitarbeiter. Und für die Teams ist die Belastung spürbar - Einarbeitung und die Frage, kommt der Mitarbeiter morgen auch wieder?
Sicherlich benötigen wir in den nächsten beiden Jahrzehnten noch mehr attraktive und bezahlbare Pflegeplätze, die den Ansprüchen der Gesellschaft genügen. Wo sollen diese herkommen, wenn nicht investitiert oder saniert wird. Dazu benötigen die "Betreiber" Geld. Geld, dass irgendwie erwirtschaftet werden muss bzw. vorhanden ist. Die Wohlfahrtsverbände und die in vorherigen Beiträgen benannten Ketten haben dieses Geld. Allerdings gibt es Träger, die eine Einrichtung durch einen Investor erbauen lassen und diese dann pachten. Eigentum verpflichtet und die Pacht ist der scheinbare bessere Weg. Aber warum müssen selbst Einrichtungen der Wohlfahrtsverbände plötzlich Insolvenz anmelden? Warum stehen Mitarbeiter und Bewohner plötzlich auf der Straße? Warum kämpfen Mitarbeiter um ihren Arbeitsplatz und nehmen in Kauf, dass sie Löhne und Gehälter minimieren? Und dann kommt die Insolvenz und ob sie den Gehaltsverzicht je wieder bekommen ist mehr als fraglich.
Auch ich habe kein Allheilmittel, dennoch lohnt es sich immer wieder, sich an dem "Pflegeprozess" zu beteiligen. Ideen in seinem Bereich zu entwickeln, Netzwerke bilden, Politiker und andere Verantwortliche auf die Situation aufmerksam zu machen, manchmal mit der Nase darauf stossen und seine Mitarbeiter zu pflegen.
Mitarbeiter sind das höchste Gut, was wir haben. Und es gibt Wege und Möglichkeiten, die Arbeit und den Mitarbeiter an sich zu würdigen. Ein gutes Team ist mehr wert wie ein Managergehalt in der Industrie. Und es gibt große Pflegeeinrichtungen, die dieses erkannt haben und neue Wege gehen.
Sicherlich kann man abendfüllend über die Thematik schreiben und man hat das Gefühl, ich erreiche trotzdem nichts. Meine Einstellung hat sich in den letzten Jahren grundlegend geändert: Ich schätze meine Mitarbeiter und meinen Arbeitgeber im täglichen Dialog. Wir sind ein Team, haben Freude an unserer Arbeit und schätzen uns gegenseitig. Vor mir standen viele vor einer persönlichen Niederlage und wollten aufgeben. In relativ kurzer Zeit haben wir ganz viel bewegt. Wir, als Mitarbeiter und Bewohner, sind zufrieden. Also weiter so!
Thommy