Interessanter Beitrag, muss ich sagen. Ich bemerke in den letzten Jahren, daß Patienten, wenn sie zu Hause gut pflegerisch versorgt werden oder gar aus einem Pflegeheim kommen und Krankenhausärzte den Fall als "verloren" bewerten, gleichzeitig zum Therapieabbruch entlassen werden. Ich halte das nicht für grundsätzlich falsch, denn ein Mensch sollte meiner Meinung nach durchaus da sterben, wo er sich zu Hause fühlt, vorausgesetzt, das ist auch wirklich möglich. Und mir ist es wirklich lieber, dass ein Bewohner bei uns im Heim stirbt als im Krankenhaus. Aber ich frage mich, warum diese Entlassungspolitik jetzt (im Vergleich zu meiner Zeit im KH, also bis vor etwa sieben Jahren) so verfolgt wird. Man muß nicht lange nachdenken, um heraus zu finden, dass dies eine Folge der Gesundheitsreform ist. Ob das nun nur das nächstgelegene KH bei uns ist oder ob jetzt viele KH's so verfahren - manchmal passieren Dinge, die bei mir die Hutschnur hochgehen lassen.
Nur zwei Beispiele von vielen:
- Ein Patient war auf Intensivstation zur Beatmung bei Lungenödem, wird vom Beatmungsgerät entwöhnt und direkt von der Intensivstation ins Pflegeheim zurückverlegt. Vor ein paar Jahren wäre das noch ein ungeheuerlicher Vorgang gewesen.
- Ein Patient wird nach US-Amputation bei uns aufgenommen. Es zeigt sich, daß der Stumpf beim besten Willen nicht abgeheilt ist, er nässt fleissig, zunächst muss der Verband täglich, schließlich mehrmals täglich erneuert werden, es eitert und stinkt. Der Hausarzt weist den Patienten schließlich wieder ins KH ein (nach etwa 7 Tagen). Wieder etwa eine Woche später kommt der Patient zu uns zurück: Die Wunde ist MRSA infiziert (natürlich weiß man nicht, ob das schon immer so war oder neu erworben wurde), in der Wunde liegt eine Drainage, an der noch nicht mal ein Beutel angeschlossen ist, die infizierte Suppe läuft fröhlich ungeschützt raus, der Patient selber ist in einem so schlechten AZ, daß er nach 8 Stunden verstirbt.
Um das nochmal klar zu machen: Bewohner zum sterben wieder zu uns zu verlegen, finde ich in Ordnung, aber manchmal muten uns die Krankenhäuser etwas zu viel zu.