AW: Mit Depressionen in der Pflege arbeiten?
Hallo Du!
Oh mensch, da hast Du ja einiges durchgemacht!
So insgesamt finde ich es sehr verwunderlich, das Du auf breiter Front und mit Krankheitsangabe genauso wie ohne abgelehnt wirst.
Evtl. (wenn Du den Job WIRKLICH machen willst) lohnt es da, seinen Bewerbungsrahmen zu erweitern und gegebenenfalls einen Ort weiterzuziehen für die Ausbildungszeit.
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Meine Einstellung zu der Sache 'Angabe von Krankheiten (wie Depression oder auch andere)':
Eher grundsätzlich NEIN.
Es gibt ausreichend viele und vielfältig Vorbelastete im Pflegeberuf - auch oft erst über die Jahre in entsprechenden Mühlen entwickelt. Ob Du über Suchterkrankungen, Depressionen oder noch einiges andere mehr gehst ... die Zahl der Betroffenen ist immens.
Was bringt es Dir jetzt, Deine Erkrankung anzugeben? ... Und was steht dabei als Gefahr immer auf dem Spiel?
Letztlich: Machst Du Dich als einziger angreifbar, weil Du Deine Schwäche offen vor Dir her trägst (neben Tausenden, die das nicht tun ... und von denen es dann noch Kandidaten gibt die gerne mittreten, wenn es gegen Dich und Deine achso objektiv abgrenzbaren Defizite geht).
Ein bisschen bluna sind wir alle - viele Deiner Mitkollegen sagen nichts über ihre Diagnoseneigung ... viele raffen auch nicht einmal, dass sie selbst betroffen sind.
Das Risiko, aufgrund Deiner Ehrlichkeit ausgesondert oder später einmal wieder in Schubladendenken runterqualifiziert zu werden, ist einfach zu gross als dass es lohnen würde, es auf sich zu nehmen.
Anders sieht es aus, wenn Du Dir eine Position der relativen Unangreifbarkeit erarbeitet hast.
GENAU DIESE LEUTE braucht es dann unbedingt auch wieder, die offen und ehrlich zu ihren 'Defiziten' (vordergründig solche!) stehen und dann sagen können:
"Sodala! So schaut's bei mir aus - und ?! Trotzdem mache ich gute Arbeit! Im Menschlichen teils erst
'gerade deshalb'! Und? Du willst mir was? Ok, dann komm und wir setzen uns hin und damit auseinander ... erwarte aber nicht, dass ich dabei Deine Anamnese auslassen werde oder Dich selbst in Punkten schonen, in denen ich Offenheit vorantrage! ...." etc. ...
Diese Position hast Du aber nicht, wenn Du Dich als Azubi bewirbst.
Wirst Du Deinen Weg gehen wollen, machst Du das und kannst später einmal so vorgehen - und damit sicher auch vielen anderen helfen, die in ähnlicher Lage stecken, wie Du gerade.
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Zum Thema 'Schaffen in der Pflege mit psychischen Vorbelastungen' lässt sich sicher auch einiges sagen.
Da Du aber ausreichend Praktika hinter Dir zu haben scheinst, wirst Du wissen, was auf Dich zukommt.
Wenn Du bei Dir im stillen Kämmerlein abmachst: "Dennoch, das is der Job, der mich zumindest in Teilen begeistert und den ich mir und meiner Psyche zumuten will." --> dann geht halt wie immer nichts über Probieren und Machen ... halt evtl. bei anderen Aubildungsstätten ohne Deine Angabe der Erkrankung.
(Dabei muss auch gesagt werden, dass selbst eben sehr verantwortungsbeswusst entscheidende Krankenpflegeschulen teils in der Pflicht sind, Leuten abzuraten, für die sie in den Tretmühlen der Ausbildungsverhältnisse, wie sie in Deutschland leider noch immer überall anzufinden sind, eher Gefahren für sie selbst sehen. Auch das kann tatsächlich ein wohl gemeinter Grund der Ausmusterung gewesen sein. Aber da kann man manchen Entscheidern nur vor den Kopf gucken.)
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Der Hohn ist, dass ich ohne Problem sofort ins Medizinstudium könnte, das muss man sich mal vorstellen, aber keinen Fuss in die Pflege bekomme.
Hmmmm ... auch das kann allerdings an manchen Schulen negativ ankommen.
Auch Pflegeabteilungen sind Horte der Missgunst und Niedertracht unter Kollegenschaft, nicht nur, aber allenorts erfahrbar wie in andere Jobs auch.
Du kannst also auch Ablehnung erfahren, weil man sich fragt, WARUM Du denn tatsächlich in die Pflege willst und nicht lieber Medizin studierst. Auch kann das in weiser Voraussicht geschehen, im Wissen darum, wie gern Kollegen/ Azubis mit anderen Qualifikationsprofilen unter manchen Wolfsrudeln gesehen werden.
Du könntest ja mehr Konkurrenz sein als andere ... Du könntest ja was besser wissen wollen als andere ... Du könntest Dich ja tatsächlich für was Besseres halten als andere ... etc.
Spreche da aus eigener Erfahrung, weil ich parallel zu meiner Krankenpflegeausbildung mein Abitur an der Abendschule gemacht habe - zu allem Überfluss noch mit 1,0 abgeschlossen (worauf ich nicht stolz bin - war mein zweiter Anlauf, an dem ich sehr viel Spass hatte, nachdem man mich früher mit 19 Jahren haushoch hat durchfliegen lassen an einer spiessigen Einfaltsdorfschule).
Du glaubst gar nicht, wie sehr so etwas störend sein kann im Azubi-verhältnis auf den Abteilungen, auch wenn man selbst das noch so wenig thematisiert wie möglich.
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Ende vom Lied:
Es kann viele Gründe geben, warum Dich diese 2-3 Schulen abgelehnt haben.
Ich würde mit alle 'Erkankungen'/'Diagnosen'/'Defiziten' soweit stillschweigen, wie es geht.
Und dann, wenn es Dein Weg sein soll: Dich an anderen Schulen bewerben (oder ganz dreist ein halbes Jahr später auch wieder bei denselben .... auch das kann unter Umständen Sinn machen, den es abzuwägen gilt) und Deine 3 Jahre durchziehen.
Irgendwer wird Dich nehmen.
(Ich hatte übriges auch ein paar Brüche im Lebenslauf und habe die Aubildung dann erst mit 24 Jahren begonnen)
Kopf hoch und besten Gruss, bei egal was Du dann jetzt machen wirst! :super: