Hallo Lisa88!
Das Krankheitsbild Demenz ist schon schrecklich...schrecklicher finde ich jedoch, wie andere - leider auch examiniertes Pflegepersonal - damit umgeht!
Ich finde es lobenswert, dass du dir überlegt, wie es dir dabei ergehen würde und wie du in so einer Situation behandelt werden möchtest, denn es ist wirklich trotz gesunder Lebensführung niemand vor diesem Krankheitsbild gefeit.
Mir tut es manchmal in der Seele weh mit anzusehen, wie dementiell Erkrankte immer wieder auf Ablehnung stossen...von "geistig fitten" Bewohnern ebenso wie von manchen Pflegekräften. Andererseits ziehe ich den Hut vor meinen Kolleginnen aus der Pflege (leider nicht alle!), die auch nach 20 Berufsjahren durch nichts aus der Ruhe zu bringen sind und liebevoll mit allen Bewohnern umgehen.
Ich für meinen Teil arbeite sehr gern mit Demenzkranken, weil da so unheimlich viel zurückkommt und man sich über viele kleine Erfolge freuen kann.
Ich bin Realist genug um zu wissen, dass für das Pflegepersonal die heutigen Arbeitsbedingungen in Zeiten von Qualitätsmanagement alles andere als rosig sind. Auch wenn meine Zeilen etwas anderes vermuten lassen, so habe ich doch Verständnis für manche Kollegin, die einfach "ausgebrannt" ist und dann nicht immer den richtigen Umgang mit Demenzkranken an den Tag legt.
Auf dem Papier steht, wie der Umgang mit den Bewohnern / jede Pflegetätigkeit auszusehen hat, aber bei all dem Schreibkram der einem aufgedrückt wird hat man für die Umsetzung in die Praxis nicht mehr die nötige Zeit. Ich stelle mir den Job in der Pflege sehr anstrengend vor und habe großen Respekt vor allen, die sich dafür entschieden haben...weiß aber auch, dass das für mich nichts wär.
Einen ängstlichen, weinerlichen Dementen beispielsweise zu validieren kann man nur, wenn man persönlich die Voraussetzung dafür mitbringt: innere Ruhe, die richtige Einstellung und Zeit. In welchem normalen Pflegeheim ohne spezielle Dementenstation ist das noch möglich?
Es sollte einfach mehr Häuser geben, die speziell auf die Betreuung Dementer eingerichtet sind. Ich wünschte, unsere Politiker müssten mal einen MOnat lang unter "normalen" Bedingungen in einem Altenpflegeheim leben...ob sich dann die Arbeits- und Lebensbedingungen in einem Altenpflegeheim ändern würden???
Trotz aller Steine, die einem immer wieder in den Weg gelegt werden, sollte man nie müde werden, einem dementiell Erkrankten respektvoll entgegen zu treten und auch den Mitbewohnern die Situation immer wieder erklären. Ich möchte diesbezüglich nie abstumpfen sondern einem Dementen notfalls 100 mal am Tag zeigen, wo sein Zimmer ist anstatt ihn hilflos stehen zu lassen.
Ich wünsche allen, die in der Pflege tätig sind, die nötige psychische / physische Kraft für ihre verantwortungsvolle, völlig unterbezahlte Aufgabe!
Liebe Grüße,
Petra