
Schönen guten Abend,
Ich habe vor kurzem meinen Strahlenschutzkenntniskurs absolviert. (Bin OTA-Azubi im ersten Jahr.)
Die Wochen im OP, noch vor der Theorie dazu, hatte ich bereits das Gefühl merkwürdige Antworten zu erhalten, wenn ich Fragen stellte, wie...
"Warum muss der Patient eigentlich nicht geschützt werden?"
"Sollten wir nicht eigentlich Röntgenschutzbrillen tragen?"
Im Kurs haben sich meine Zweifel nun bestätigt. Klar, Theorie und Praxis gehen auseinander. Nichts neues. Dennoch war ich erschrocken, wie groß die Differenzen in diesem Bereich sind. Das stelle ich nicht nur ich fest. Auch Azubis aus anderen Häuser berichteten von Vorgehensweisen, die uns Spanisch vorkamen.
Es scheint mir das alte Dilemma zu sein, welches sich in der Menschheitsgeschichte bei Strahlung jeglicher Art zeigt: Was wir nicht sehen können, nehmen wir nicht ernst. Und das läuft höchst unterbewusst ab. Klar können mir die meißten Leute aus der Praxis beantworten, warum sie wie handeln sollten. Fakt ist, dass sie es trotzdem nicht tun. Meine Theorie, sie blenden die Risiken gekonnt aus. Ist ja beim Thema Infektionen & Hygiene häufig ähnlich.
Aus den gesammelten Erfahrungsberichten, von Azubis aus mehr als 15 Krankenhäusern, entstand folgender Eindruck:
Patient*innen werden auch in Fällen, wo dies eindeutig angezeigt und möglich wäre, nicht geschützt. Auf Nachfrage, kommen fadenscheinige Begründungen. Die Strahlung sei heute nicht mehr so groß und streue auch kaum noch. Oder, der Schutz sei vernachlässigenbar, da die Patienten ja hingegen zu uns nur selten Strahlung ausgesetzt seien.
Außerdem schützt sich das Personal selbst unzureichend. Mancher Orts gibt es noch Schürzen, die keinen Rundumschutz bieten. Ziemlich ungünstig für Springertätigkeiten. Röntgenschutzbrillen werden nicht angeschafft, weil sie teuer sind und keine Pflicht darstellen. Dabei ist schon länger geklärt, dass die Augäpfel zu den strahlenempfindlichsten Organen zählen. Röntgenschutzhandschuhe sind fast genauso selten im Einsatz. Die meißten Häuser haben diese nicht ein Mal im Repertoire. Es kommt ja darauf an, was man tut. Wenn ich beim Durchleuchten meine Hände ständig im Bildgebungsbereich haben müsste, würde ich diesen Schutz schon sehr schätzen.
Das Schäden nicht direkt erkennbar sind und eventuell erst Jahre später auftreten können, heißt nicht, dass nichts passiert. Wer beruflich mit Strahlung umgehen muss, sollte dafür sorgen, so wenig wie möglich davon abzubekommen. Fun-Fact: Dadurch, dass wir uns im Kontrollbereich aufhalten und uns nicht in irgendwelche Geräteräume zurückziehen, ist die Röntgenstrahlenbelastung des OP-Personals im Schnitt höher, als die von MTRA's. Die behördlichen Grenzwerte sind nicht so zu verstehen, dass alles darunter ungefährlich ist. Wer das denkt, sollte seinen Kurs schleunigst auffrischen.
Mich würde jetzt mal interessieren, wie ihr das selbst seht, und ob es - hoffentlich - bei euch besser läuft?
Wir haben auch sehr vorbildliche Erfahrungsberichte gehört, was mir Hoffnung macht. Doch ich bin schon am Überlegen, ob das nicht Fälle für's CIRS sind, wenn z.B. die Fruchtbarkeit von Patienten auf's Spiel gesetzt wird.
Ich selbst werde auf jeden Fall bestmöglich versuchen, Schutzmaßnahmen umzusetzen und das Team im Saal dazu zu motivieren mitzuspielen. Das dies generell und gerade in der Situation eines Azubis sehr schwer ist, brauche ich wohl nicht zu betonen. Wird also vermutlich nicht immer gelingen.
Die Fehlerkultur, die meine Mitschüler*innen und ich begegnen, ist unglaublich. Ob das nun Checklisten, Zählkontrollen oder Hygienemaßnahmen sind. Ständig kämpft der Fortschirtt gegen ein "Hat doch vorher auch funktioniert". Was ist das für eine unwissenschaftliche Einstellung? Die Medizin entwickelt sich nun mal rasend schnell. Ich versteh's nicht.
Es ist nicht so, dass ich in meiner Traumwelt tanze oder so. Es gibt Dinge, die einfach nicht praktisch umzusetzen sind. Ist schon klar. Es gibt jedoch auch viele Dinge, die umsetzbar wären.
Ich habe vor kurzem meinen Strahlenschutzkenntniskurs absolviert. (Bin OTA-Azubi im ersten Jahr.)
Die Wochen im OP, noch vor der Theorie dazu, hatte ich bereits das Gefühl merkwürdige Antworten zu erhalten, wenn ich Fragen stellte, wie...
"Warum muss der Patient eigentlich nicht geschützt werden?"
"Sollten wir nicht eigentlich Röntgenschutzbrillen tragen?"
Im Kurs haben sich meine Zweifel nun bestätigt. Klar, Theorie und Praxis gehen auseinander. Nichts neues. Dennoch war ich erschrocken, wie groß die Differenzen in diesem Bereich sind. Das stelle ich nicht nur ich fest. Auch Azubis aus anderen Häuser berichteten von Vorgehensweisen, die uns Spanisch vorkamen.
Es scheint mir das alte Dilemma zu sein, welches sich in der Menschheitsgeschichte bei Strahlung jeglicher Art zeigt: Was wir nicht sehen können, nehmen wir nicht ernst. Und das läuft höchst unterbewusst ab. Klar können mir die meißten Leute aus der Praxis beantworten, warum sie wie handeln sollten. Fakt ist, dass sie es trotzdem nicht tun. Meine Theorie, sie blenden die Risiken gekonnt aus. Ist ja beim Thema Infektionen & Hygiene häufig ähnlich.
Aus den gesammelten Erfahrungsberichten, von Azubis aus mehr als 15 Krankenhäusern, entstand folgender Eindruck:
Patient*innen werden auch in Fällen, wo dies eindeutig angezeigt und möglich wäre, nicht geschützt. Auf Nachfrage, kommen fadenscheinige Begründungen. Die Strahlung sei heute nicht mehr so groß und streue auch kaum noch. Oder, der Schutz sei vernachlässigenbar, da die Patienten ja hingegen zu uns nur selten Strahlung ausgesetzt seien.
Außerdem schützt sich das Personal selbst unzureichend. Mancher Orts gibt es noch Schürzen, die keinen Rundumschutz bieten. Ziemlich ungünstig für Springertätigkeiten. Röntgenschutzbrillen werden nicht angeschafft, weil sie teuer sind und keine Pflicht darstellen. Dabei ist schon länger geklärt, dass die Augäpfel zu den strahlenempfindlichsten Organen zählen. Röntgenschutzhandschuhe sind fast genauso selten im Einsatz. Die meißten Häuser haben diese nicht ein Mal im Repertoire. Es kommt ja darauf an, was man tut. Wenn ich beim Durchleuchten meine Hände ständig im Bildgebungsbereich haben müsste, würde ich diesen Schutz schon sehr schätzen.
Das Schäden nicht direkt erkennbar sind und eventuell erst Jahre später auftreten können, heißt nicht, dass nichts passiert. Wer beruflich mit Strahlung umgehen muss, sollte dafür sorgen, so wenig wie möglich davon abzubekommen. Fun-Fact: Dadurch, dass wir uns im Kontrollbereich aufhalten und uns nicht in irgendwelche Geräteräume zurückziehen, ist die Röntgenstrahlenbelastung des OP-Personals im Schnitt höher, als die von MTRA's. Die behördlichen Grenzwerte sind nicht so zu verstehen, dass alles darunter ungefährlich ist. Wer das denkt, sollte seinen Kurs schleunigst auffrischen.
Mich würde jetzt mal interessieren, wie ihr das selbst seht, und ob es - hoffentlich - bei euch besser läuft?
Wir haben auch sehr vorbildliche Erfahrungsberichte gehört, was mir Hoffnung macht. Doch ich bin schon am Überlegen, ob das nicht Fälle für's CIRS sind, wenn z.B. die Fruchtbarkeit von Patienten auf's Spiel gesetzt wird.
Ich selbst werde auf jeden Fall bestmöglich versuchen, Schutzmaßnahmen umzusetzen und das Team im Saal dazu zu motivieren mitzuspielen. Das dies generell und gerade in der Situation eines Azubis sehr schwer ist, brauche ich wohl nicht zu betonen. Wird also vermutlich nicht immer gelingen.
Die Fehlerkultur, die meine Mitschüler*innen und ich begegnen, ist unglaublich. Ob das nun Checklisten, Zählkontrollen oder Hygienemaßnahmen sind. Ständig kämpft der Fortschirtt gegen ein "Hat doch vorher auch funktioniert". Was ist das für eine unwissenschaftliche Einstellung? Die Medizin entwickelt sich nun mal rasend schnell. Ich versteh's nicht.
Es ist nicht so, dass ich in meiner Traumwelt tanze oder so. Es gibt Dinge, die einfach nicht praktisch umzusetzen sind. Ist schon klar. Es gibt jedoch auch viele Dinge, die umsetzbar wären.
- Qualifikation
- OTA (1. Ausbildungsjahr)
- Fachgebiet
- OP / Chirurgie