
Hallo zusammen,
zwar ist's mir etwas peinlich, hier den ersten Beitrag zu schreiben, aber meine Fragen brennen mir schon lange auf der Zunge:
Am 22.01.2004 wurde bei mir in der Uniklinik Innsbruck wegen Morbus Hirschsprung/IND eine subtotale Kolektomie mit S/E Ascendo-Rektostomie durchgeführt.
Schon am übernächsten Morgen entleerte sich im Schlaf grauschwarzer Stuhlgang, worauf ich lediglich den verärgerten Kommentar der Schwester hörte, dass ich das nächste Mal doch bitte rechtzeitig läuten möge, wenn ich auf's Klo muss.
Bei der Säuberung unter Mithilfe der Schwester wurde ich angeschnauzt, ich möchte doch bitte nicht so krumm dastehen, schließlich sei ich nicht die erste Patientin mit einem großen Bauchschnitt.
An diesem Tag lagen meine Leukozythen bereits bei 1400 und mein crP-Wert bei über 50 mg/dl. Am Nachmittag bekam ich Schüttelfrost und hohes Fieber. Man verabreichte mir ein fiebersenkendes Mittel, und ich schlief ein. Kurz darauf war mein Bett wieder voll mit der grauschwarzen Brühe. Ich schleppte mich zum Bad und nahm mir eine der dort deponierten Windeln, da ich ärgerlicherweise keinerlei Kontrolle über diese Stuhlabgänge hatte.
Am nächsten Morgen sollte ich mich auf die Waage stellen. Ich stellte fest, dass ich 7 kg mehr wog, als vor der Aufnahme in der Klinik (und das nach 7 Tagen nur leeren Suppen und täglich 3 l KleanPrep zur Darmreinigung). Den gerade mit den Betten beschäftigten Schwestern sagte ich, dass da etwas nicht stimme, ich hätte 7 kg zugenommen. Die meinten nur: 55 kg? Seien Sie doch froh, so ein geniales Gewicht zu haben! Hätte ich gerne. Als ich sagte, noch nie in meinem Leben soviel gewogen zu haben, hörten sie schon nicht mehr zu.
Wenig später erfolgte die morgentliche Waschung im Bad. Die anwesende Schwester riss mir entsetzt die Windel weg und meinte, so gehe das aber nicht, ich müsse schon mal ein bisserl den Schließmuskel trainieren (das nach einer Woche KleanPrep!!!). Ich war mit meinen Nerven am Ende, weil mir noch während des Gesprächs die schwarze Soße an den Beinen herunter lief. Ich sagte, dass ich keinerlei Stuhldrang hätte, es liefe einfach. Die Schwester: "Reden Sie doch keinen Schmarrn, lassen Sie sich nicht so gehen." Ich setzte mich auf's WC und sagte der Schwester, sie möge mich jetzt doch bitte in Ruhe lassen. Kaum war sie wieder draußen, holte ich mir eine neue Windel aus dem Regal und ging ins Bett.
Am späten Nachmittag bekam ich erneut Schüttelfrost. Inzwischen war mein Mann da, der die Leuts wohl ziemlich aufgemischt hatte. Jedenfalls rückte man plötzlich mit einem mobilen Ultraschallgerät an und untersuchte. Gleich darauf erfolgte eine Pigtail-Drainage, bei der sich fast 8 l eitrig-kotige Flüssigkeit entleerten. Zu diesem Zeitpunkt lag ich bereits im Koma. Noch in der Nacht wurde ich notoperiert: Es wurde der Rest des bereits nekrotischen Dickdarms, der terminale Dünndarm und ein Großteil des Rektums entfernt sowie ein endständiges Ileostoma angelegt.
Diagnose: 4-Quadranten-Peritonitis mit Sepsis aufgrund einer Anastomoseninsuffizienz. Kurze Zeit später auch noch Pneumonie. Das Weitere war nicht sonderlich spaßig, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt.
So, nun endlich zu meinen Fragen:
Ich hatte vorher keinerlei Erfahrungen mit großen Bauch-OPs, aber trotzdem recht schnell das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt. Es ging mir die ganze Zeit sowohl körperlich wie auch psychisch ziemlich besch****, war aber nicht in der Lage, meine Probleme sachlich und wohlformuliert so rüberzubringen, dass es von den Pflegekräften wahrgenommen und dokumentiert wurde. Weder wollte ich als Jammerpatientin dastehen, noch wollte ich, dass man meine Sorgen und Probleme einfach ignoriert. Die Pflegekräfte, die nach der zweiten OP plötzlich sch***freundlich und nervig überbemüht waren, hatten später zugegeben, mich die ganze Zeit nicht ernst genommen zu haben - abgehakt unter "einkotende Jammerpatientin".
Was hätte ich tun sollen bzw. wie hätte ich's rüberbringen sollen, damit meine Anliegen wahrgenommen werden? Wo lag mein Fehler? Wie seht Ihr das aus pflegerischer Sicht? Worauf achtet Ihr? Schaut Ihr auf Laborergebnisse? Wird sowas bei Übergaben oder in anderen Situationen besprochen? Hätte bei zeitigerem Eingreifen das Krankheitsbild harmloser verlaufen können?
Ich frage das weniger für mich selbst (hab's ja überlebt :wink: ), sondern deshalb, weil ähnliche Katastrophen leider immer wieder passieren. Mich interessiert, woran es da konkret immer wieder hapert. Aus meiner Sicht ist es primär die Kommunikation und Wahrnehmung des Pflegenden, dann aber natürlich auch die Dokumentation. Wie ist da Eure Sicht?
Bitte haut fleißig in die Tasten!
Dankeschön Grüßle von
Angie
zwar ist's mir etwas peinlich, hier den ersten Beitrag zu schreiben, aber meine Fragen brennen mir schon lange auf der Zunge:
Am 22.01.2004 wurde bei mir in der Uniklinik Innsbruck wegen Morbus Hirschsprung/IND eine subtotale Kolektomie mit S/E Ascendo-Rektostomie durchgeführt.
Schon am übernächsten Morgen entleerte sich im Schlaf grauschwarzer Stuhlgang, worauf ich lediglich den verärgerten Kommentar der Schwester hörte, dass ich das nächste Mal doch bitte rechtzeitig läuten möge, wenn ich auf's Klo muss.
Bei der Säuberung unter Mithilfe der Schwester wurde ich angeschnauzt, ich möchte doch bitte nicht so krumm dastehen, schließlich sei ich nicht die erste Patientin mit einem großen Bauchschnitt.
An diesem Tag lagen meine Leukozythen bereits bei 1400 und mein crP-Wert bei über 50 mg/dl. Am Nachmittag bekam ich Schüttelfrost und hohes Fieber. Man verabreichte mir ein fiebersenkendes Mittel, und ich schlief ein. Kurz darauf war mein Bett wieder voll mit der grauschwarzen Brühe. Ich schleppte mich zum Bad und nahm mir eine der dort deponierten Windeln, da ich ärgerlicherweise keinerlei Kontrolle über diese Stuhlabgänge hatte.
Am nächsten Morgen sollte ich mich auf die Waage stellen. Ich stellte fest, dass ich 7 kg mehr wog, als vor der Aufnahme in der Klinik (und das nach 7 Tagen nur leeren Suppen und täglich 3 l KleanPrep zur Darmreinigung). Den gerade mit den Betten beschäftigten Schwestern sagte ich, dass da etwas nicht stimme, ich hätte 7 kg zugenommen. Die meinten nur: 55 kg? Seien Sie doch froh, so ein geniales Gewicht zu haben! Hätte ich gerne. Als ich sagte, noch nie in meinem Leben soviel gewogen zu haben, hörten sie schon nicht mehr zu.
Wenig später erfolgte die morgentliche Waschung im Bad. Die anwesende Schwester riss mir entsetzt die Windel weg und meinte, so gehe das aber nicht, ich müsse schon mal ein bisserl den Schließmuskel trainieren (das nach einer Woche KleanPrep!!!). Ich war mit meinen Nerven am Ende, weil mir noch während des Gesprächs die schwarze Soße an den Beinen herunter lief. Ich sagte, dass ich keinerlei Stuhldrang hätte, es liefe einfach. Die Schwester: "Reden Sie doch keinen Schmarrn, lassen Sie sich nicht so gehen." Ich setzte mich auf's WC und sagte der Schwester, sie möge mich jetzt doch bitte in Ruhe lassen. Kaum war sie wieder draußen, holte ich mir eine neue Windel aus dem Regal und ging ins Bett.
Am späten Nachmittag bekam ich erneut Schüttelfrost. Inzwischen war mein Mann da, der die Leuts wohl ziemlich aufgemischt hatte. Jedenfalls rückte man plötzlich mit einem mobilen Ultraschallgerät an und untersuchte. Gleich darauf erfolgte eine Pigtail-Drainage, bei der sich fast 8 l eitrig-kotige Flüssigkeit entleerten. Zu diesem Zeitpunkt lag ich bereits im Koma. Noch in der Nacht wurde ich notoperiert: Es wurde der Rest des bereits nekrotischen Dickdarms, der terminale Dünndarm und ein Großteil des Rektums entfernt sowie ein endständiges Ileostoma angelegt.
Diagnose: 4-Quadranten-Peritonitis mit Sepsis aufgrund einer Anastomoseninsuffizienz. Kurze Zeit später auch noch Pneumonie. Das Weitere war nicht sonderlich spaßig, wie Ihr Euch sicher vorstellen könnt.
So, nun endlich zu meinen Fragen:
Ich hatte vorher keinerlei Erfahrungen mit großen Bauch-OPs, aber trotzdem recht schnell das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmt. Es ging mir die ganze Zeit sowohl körperlich wie auch psychisch ziemlich besch****, war aber nicht in der Lage, meine Probleme sachlich und wohlformuliert so rüberzubringen, dass es von den Pflegekräften wahrgenommen und dokumentiert wurde. Weder wollte ich als Jammerpatientin dastehen, noch wollte ich, dass man meine Sorgen und Probleme einfach ignoriert. Die Pflegekräfte, die nach der zweiten OP plötzlich sch***freundlich und nervig überbemüht waren, hatten später zugegeben, mich die ganze Zeit nicht ernst genommen zu haben - abgehakt unter "einkotende Jammerpatientin".
Was hätte ich tun sollen bzw. wie hätte ich's rüberbringen sollen, damit meine Anliegen wahrgenommen werden? Wo lag mein Fehler? Wie seht Ihr das aus pflegerischer Sicht? Worauf achtet Ihr? Schaut Ihr auf Laborergebnisse? Wird sowas bei Übergaben oder in anderen Situationen besprochen? Hätte bei zeitigerem Eingreifen das Krankheitsbild harmloser verlaufen können?
Ich frage das weniger für mich selbst (hab's ja überlebt :wink: ), sondern deshalb, weil ähnliche Katastrophen leider immer wieder passieren. Mich interessiert, woran es da konkret immer wieder hapert. Aus meiner Sicht ist es primär die Kommunikation und Wahrnehmung des Pflegenden, dann aber natürlich auch die Dokumentation. Wie ist da Eure Sicht?
Bitte haut fleißig in die Tasten!
Dankeschön Grüßle von
Angie
- Qualifikation
- Lebenskünstlerin
- Fachgebiet
- Pflege mich überwiegend selbst (Psoriasispolyarthritis, Kurzdarmsyndrom, endständiges Ileostoma, Rektumamputation 2007, schwerer Verwachsungsbauch)
- Weiterbildungen
- Studium: Geographie und kath. Theologie (Lehramtsstudium für das Amt des Studienrats) - Abgeschlossenes Erstes Staatsexamen