Hallo Johannes,
je mehr Beiträge ich von Dir lese, desto öfter frage ich mich, ob Du nicht ein sehr tief frustrierter Mensch – mit nicht bekannten Erwartungen und Bedürfnissen - sein mußt. Frustration kommt nur auf, wenn man etwas erwartet. Wer andererseits nichts erwarten würde, der könnte demzufolge auch nicht frustriert werden, er erhielte alles, was er erwartet – nichts.
In der Realität haben haben aber die Menschen, wenn man von einem >> Heiligen << einmal absieht, immer irgendwelche Erwartungen, Strebungen und Ziele, die sie verfolgen möchten, so dass sie auch immer frustrierbar sind und also immer wieder in Konflikte geraten können.
Der „Heilige“ wäre eigentlich die einzige Ausnahme, weil er sich geistig soweit geläutert hätte, dass er >> nichts mehr bedarf und nichts mehr erstrebt << - sein Herz ist >> eins mit Gott <<, so dass er die Welt überwunden hat. Im Grunde ist dieser Zustand aber nicht mehr der des >> Lebens << im engeren Sinne. Denn solange wir leben, streben wir auch im theologischen Sinne immer weiter, sind wir >> unruhig <<, bis wir es überwunden haben und in IHM ruhen ( >> et inquietum est cor nostrum, donec requiescat in te << ) Augustinus.
Ich gehe also davon aus, dass der Mensch im allgemeinen immer ein Wesen mit Motiven und Bedürfnissen ist, und er erst spät oder nie dazu gelangt, alle Bedürfnisse befriedigt zu sehen und somit nichts mehr zu ersehnen bleibt.
Solange ich Deine Erwartungen, Bedürfnisse und Motive nicht kenne, werden mir Deine Beiträge wohl ein Rätsel bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Menschen in Deinem Umfeld Dich verstehen, wenn Du in dieser Form – wie Du Deine Beiträge verfasst - mit ihnen kommunizierst. Schade.
Zum Nachdenken:
Wenn auf Erden alle das Schöne als schön erkennen,
so ist dadurch schon das Häßliche gesetzt.
Wenn auf Erden alle das Gute als gut erkennen,
so ist dadurch schon das Nichtgute gesetzt.
Denn Sein und Nichtsein erzeugen einander.
Lang und Kurz gestalten einander.
Hoch und Tief verkehren einander.
Stimme und Ton sich vermählen einander.
Vorher und Nachher folgen einander.
Laotse
Hallo Sigi,
ich bin keineswegs frustriert. Wenn ich etwas erwarte, eine Hoffnung habe, setzt das nicht zwangsläufig Frustration voraus. Diese kommt m. E. dann auf, wenn man einer Illusion aufsitzt. Hast Du Dir schon einmal Gedanken gemacht, ob es vielleicht doch etwas mehr geben könnte zwischen Himmel und Erde, das Dir bisher verborgen geblieben ist?
Ich weiß für mich, daß der Mensch von Gott herkommt und dort auch am Ende die Erfüllung aller seiner Wünsche finden wird. Ich weiß auch, daß das Gute, das mit Liebe, Anteilnahme, Gerechtigkeit, Friede, Vollkommenheit und anderen definiert werden kann, nicht das Produkt des Zufalls ist. Vor 2000 Jahren wurde schon einmal die Frage gestellt: "Wer ist gut?" Die Antwort lautete: "Niemand ist gut außer Gott!" Dieser Gott wurde damals wie heute von vielen Menschen in Abrede gestellt. Sonderbar ist nur, daß genau diese Menschen keine Antworten auf die wirklichen Fragen des Lebens haben. Sie kommen bis heute mit Ausflüchten.
Bei dem Thema Sterben geht es meines Wissens in unserer Diskussion darum, den Angehörigen und dem Sterbenden durch unsere Arbeit diese Situation erträglich zu machen. Wie willst Du aber einem anderen Trost geben, wenn Du mit leeren Händen dastehst? Da bleibe ich lieber bei meinem Glauben an Gott, auch wenn so mancher darüber lacht.
Warum gehst Du eigentlich nicht auf die von mir gestellten Fragen ein? Warum greifst Du Dir nur die Dinge aus meinen Ausführungen heraus, in denen Du glaubst, meine Einstellung abwerten zu können? (Dies ist jetzt kein Vorwurf, sondern ernsthafte Frage)
Es gibt sicher viele unterschiedliche Auffassungen vom Leben. Eigentlich sind sie alle gleichgültig, wenn sie keine Antworten auf die Lebensfragen geben. Woher kommt der Mensch, wozu ist er da, wohin geht er. Wer nur die Augen ein klein wenig aufmacht, kann mühelos erkennen, daß die derzeit gängige Weltanschauung keine wirklichen Antworten gibt, sondern nur Vermutungen.
Sie bemüht Jahrmillionen, um ihr Nichtwissen zu verschleiern. Sie benutzt für die Allgemeinheit unbekannte Ausdrücke, um Eindruck zu schinden. Sie bemüht Begriffe wie Wissenschaft und Professionalität, um ihre Hilflosigkeit zu übertünchen. Aber Antworten, die tragen, gibt sie nicht.
Machen wir doch eine Gegenüberstellung:
Ich habe einen Vater, der mir schon zig-mal gezeigt hat, daß er mich liebt. Was hast Du?
Wenn ich nicht mehr weiter weiß, gehe ich zu ihm. Bisher hat er mir noch jedesmal einen Weg gezeigt. Was machst Du, wenn Du nicht mehr weiter weißt?
Ich weiß mich geborgen - und das macht mich glücklich.
Und ich bin nicht allein. Millionen andere erleben das Gleiche.
Frustration hat keinen Platz in meinem Leben. Nicht die Hoffnungslosigkeit unserer Zeit bewegt mich, sondern das Wissen, alles was Gott bisher vorausgesagt hat ist eingetroffen. Warum sollte ausgerechnet das letzte große Ereignis - die Wiederherstellung einer vollkommenen Welt - nicht zutreffen. Diese Hoffnung setze ich gegen die Hoffnungslosigkeit derer, die sterben oder am Sterbebett stehen.
Bisher hat sich jeder Betroffene dafür bedankt. Warum sollte ich dann meine Position aufgeben?
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Johannes Paetzold