AW: Einstiegstipps für Stationsleitung?
Hallo Casimelina,
leider kann ich Deinem Beitrag nicht ohne einige kritische Anmerkungen folgen. Dass eine PDL/EL jedes Wochenende frei und geregelte Arbeitszeiten hat, mag wohl nur für einige wenige zutreffen.
Die PDL/EL (ggfs. auch noch in Personalunion) repräsentieren eine Einrichtung und sind dadurch fast "rund um die Uhr" im Dienst. Angehörige können Gesprächstermine aus verschiedenen Gründen manchmal nicht innerhalb der normalen Dienstzeiten wahrnehmen. So erfolgen diese in den Abendstunden oder auch am Wochenende. Außerhalb der normalen Dienstzeiten hatte ich als EL Zeit "in Ruhe" Projekte oder intensivere Arbeiten in Angriff zu nehmen und zum Ende zu bringen.
Auch der Kontakt zu den Mitarbeitern war für mich wichtig. Denn nur ein Mitarbeiter, der sich der Unterstützung seiner EL/PDL bewusst ist und diese auch so wahrnimmt, wird sich an der Weiterentwicklung einer Einrichtung beteiligen. Er fühlt sich wertgeschätzt und dass ist in der heutigen Zeit sehr wichtig. Gerade vor dem Hintergrund des beschriebenen Fachkräftemangels und der hohen Fluktuation, obliegt es einer EL/PDL eine "angenehme" Arbeitsatmosphäre zu schaffen und alle fachlichen Anforderungen umzusetzen.
Ein weiterer Aufgabenbereich ist gerade in kleineren Einrichtungen auch der Kontakt zu den Patienten/Bewohnern und die Darstellung der Einrichtung in der Öffentlichkeit und Umgebung. Dazu gehören u.a. die Teilnahme an Sitzungen und Veranstaltungen, die Mitarbeit in verschiedenen Gremien, Referate und vieles andere. Nicht zu vergessen bleiben die Anfragen von außen, die zum täglichen Geschäft dazu gehören.
Diese "Mehrarbeit" wird in vielen Einrichtungen vorausgesetzt und sind durch das Gehalt abgegolten. Lediglich Zuschläge für Feiertage werden berechnet (wird aber bspw. von der GF nicht gerne gesehen). Wie bereits von den Vorgängern beschrieben, gibt es verschiedene Ansichten und Vertragsausfertigungen. Was nützen Überstundenkonten, wenn kaum eine Chance des Ausgleichs besteht.
Wichtig ist für mich auch, dass wir in der heutigen Pflegelandschaft durch ganz viele Einflüsse Gefahr laufen, immer mehr auf einen Kollaps zu steuern. Mitarbeiter - ganz gleich ob Helfer oder Fachkraft, Leitung, Geschäftsführung - müssen sich heute weit über ihre eigenen Grenzen engagieren. Die Belastung ist enorm gestiegen, so dass viele Mitmenschen sich einfach nur ausgebrannt fühlen. Kritik und Konflikte werden immer persönlicher und auch so aufgefasst. Die Zusammenarbeit und der Zusammenhalt in den Abteilungen/Teams ist nicht wie vor Jahren Ziel aller Beteiligten. Aber auch die Anerkennung der Pflege in der Gesellschaft "sinkt" m. E. wieder ab. Viele Mitarbeiter müssen einen oder mehrere Nebenjobs ausüben, damit sie ihren Lebensstandard sicherstellen können. Sicherlich gäbe es hier viele weitere Punkte, die man diskutieren könnte.
Ich habe mich für diese Position und meinen beruflichen Werdegang ganz bewusst entschieden. Aber auch ich habe erfahren und verarbeiten müssen, dass man ganz schnell an seine Grenzen gelangt. Und trotzdem würde ich mich immer wieder für meine beruflichen Werdegang entscheiden, auch wenn man so manche Niederlage wegstecken muss.
Mein Dank gilt an dieser Stelle allen die sich tagein tagaus engagieren.
Thommy