Hinweise bei der Abgabe
Nach peroraler Applikation setzt die Wirkung von Dronabinol innerhalb von 30 bis 60 Minuten ein; das Wirkungsmaximum wird nach zwei bis vier Stunden erreicht. Psychotrope Effekte dauern vier bis sechs Stunden an, während der Appetit stimulierende Effekt bis zu 24 Stunden und länger anhalten kann. In der Beratung sollte man die Patienten darauf hinweisen, dass Stimmungsschwankungen und -verstärkungen sowie Verhaltensänderungen auftreten können. Daher sollte bei der ersten Einnahme von Dronabinol und einer darauffolgenden Dosiseinstellung eine verantwortliche erwachsene Person anwesend sein. Die meisten kardiovaskulären und subjektiven unerwünschten Effekte verschwinden nach wenigen Tagen regelmäßigen Gebrauchs auf Grund von Toleranzentwicklung oder Tachyphylaxie, während andere Wirkungen wie die Anregung des Appetits keinen Toleranzeffekten unterliegen.
Zur Appetitstimulation nehmen die Patienten 2,5 bis 20 mg pro Tag ein; zur Antiemese erhalten sie 5 mg/m2 bis zu sechsmal täglich. Eine Dosiseskalation ist bis zu 15 mg/m2 pro Einzelgabe möglich.
Eine deutliche Wirkung auf das ZNS wird nach peroraler Gabe von 0,4 mg/kg Körpergewicht beobachtet. Allerdings kann auch bei geringeren Dosierungen das Reaktionsvermögen so weit verändert werden, dass die Fähigkeit zur aktiven Teilnahme am Straßenverkehr oder zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Höhere Dosen sollen einschleichend verabreicht werden. Besonders ältere Menschen können empfindlicher auf die psychoaktiven Effekte von Dronabinol reagieren. In Pilotstudien wurde festgestellt, dass die Gabe als Appetitstimulans am frühen Morgen häufiger mit unerwünschten Wirkungen verbunden ist als die zweimal tägliche Applikation jeweils eine Stunde vor dem Mittag- und Abendessen.
Nach längerer hochdosierter Einnahme von Dronabinol wurde bei Gesunden sowohl eine psychische als auch eine physische Abhängigkeit beobachtet. Es gibt Berichte, dass Probanden nach dem abrupten Absetzen hoher Dosierungen (täglich 210 mg an 12 bis 16 aufeinander folgenden Tagen) ein Abstinenzsyndrom mit Reizbarkeit, Schlaflosigkeit, Unruhe, Hitzewallungen, Schwitzen, Rhinorrhö, Schluckauf und Anorexie erleben. Eine Dronabinol-Sucht ist nach Aussage von Roxane Laboratories in therapeutischen Dosierungen jedoch ungewöhnlich. Bei Aids-Patienten gab es nach bis zu fünfmonatiger Anwendung von Dronabinol keine Hinweise auf eine missbräuchliche Anwendung, sowie Persönlichkeits- oder Verhaltensveränderungen, obwohl Patienten mit Drogenabusus in der Anamnese in die Studie eingeschlossen worden waren. Nach abschließender Bewertung der amerikanischen Regulierungsbehörde DEA (Drug Enforcement Administration) ist das Abhängigkeitspotenzial von Dronabinol eher mit dem von Codein als dem von Morphin vergleichbar