AW: Drogenentgiftung
N´abend zusammen!
Cannabisentgiftungen sind hier bei uns (BaWü) kein Problem. Haben wir zwar nicht so häufig (Schwerpunkt sind Heroin, Methadon, Subutex, Benzos), kommt aber auch vor.
Liegt m.E. daran, dass die Cannabiskonsumenten bei den Abhängigkeitserkrankten eine gewisse Sonderstellung haben. Die "einfachen Kiffer" werden von den "harten Junkies" nicht für voll genommen.
Andererseits haben viele Kiffer die gleiche Einstellung wie viele Raucher: wenn ich denn wollte, KÖNNTE ich ja jederzeit alleine aufhören. Für sowas muss ich doch nicht in eine Klinik.
Das Problem: Diejenigen, die bis dahin wirklich nur in ihren Hanfzirkeln unterwegs waren, lernen auf so einer Entgiftungsstation evtl. Sachen, auf die sie von selbst gar nicht gekommen wären.
@Noddie: Rückfallprophylaxe in der akuten Entgiftung ist schwierig, aber möglich. Wir haben seit Juli ein entsprechendes Projekt unter meiner Leitung laufen und sind sehr zufrieden mit den bisherigen Ergebnissen.
Die Rückfallprophylaxe wird dabei in einer psychoedukativen Gruppe angesprochen. Gerade die Cannabiskonsumenten sind dafür hervorragend geeignet, weil sie durch die lange Halbwertszeit des Stoffs längere Aufenthaltsdauern haben. Bei Interesse -> PN
Erst wenn Doppeldiagnosen ins Spiel kommen, bspw. Psychosen, Depressionen, etc, bzw. nach ärtzlicher Begründung der Notwendkeit können wir stationär behandeln.
Das ist die ewige Frage, die leider viel zu oft von irgendwelchen Stationsärzten anhand der Stationsbelegung entschieden wird - Hat der Klient primär ein Drogenproblem und in der Folge eine Psychose oder Depression entwickelt? Oder war die Schizophrenie zuerst da und er hat sich mit Cannabis selbst therapiert, weil unter Hanf die Stimmen im Kopf leiser werden.
Macht euch nicht zu viele Gedanken über Regelungen der Kassen. Seht zu, dass ihr als Team so eng wie nur möglich zusammensteht; dann kann man vieles abfangen, was von außen her nicht optimal geregelt ist. Das gilt vor allem für den Umgang mit den verschiedenen Berufsgruppen untereinander. Wenn Mediziner und Pflege hier nicht am gleichen Strang ziehen, könnt ihr den Laden gleich wieder dicht machen. Aber da erzähle ich euch wohl nix neues.
Was mich interessieren würde: Wie sind denn die Aufnahmekriterien bei euch, sprich: Wie kommt ein Klient zu euch?
Außerdem: Welchen Stellenwert haben Drogenscreenings bei euch?