Oh Waldy,
Du hasts wohl nicht leicht.
Das ist eine schwierige Situation und vor dem Hintergrund deines anderen Beitrags mit der ärgerlichen Prüfung eine ungünstige Kombination.
Grundsätzlich hast Du es aber mit sexuellem Übergriff zu tun. Auch wenn die Dame dement ist und das Thema bei Kerlen häufig verlacht wird, musst Du das nicht aushalten. Deine Einrichtungsleitung hat eine Fürsorgepflicht dem Arbeitnehmer gegenüber und Du bist sogar noch in der Ausbildung.
Ansprechen dürfen MUSST Du es. Und sie hat es ernst zu nehmen.
Es gibt schon einige Dinge, die man versuchen kann, bevor man sagt "die versorg ich nicht mehr".
(Wenn ältere Herren Pflegerinnen ekelig begrabschen geht es aber häufig [meine persönliche Erfahrung] ganz schnell, dass plötzlich nur noch die männlichen Pflegekräfte diese versorgen - da sind wir noch nicht gleichgestellt.)
Ein Ansatz wäre, in der Biographie der Dame zu forsten und herauszufinden, wer Du vielleicht gerade für sie bist - dementiell veränderte Menschen verkennen mit fortschreitender Erkrankung ja zum Beispiel Personen und identifizieren ihr gegenüber mit jemandem aus der Vergangenheit. Das könnte verstehen helfen - wenn das hier der Fall ist.
Dann könntest Du herausfinden, wie ihr Vater hieß und mit ihr umgegangen ist, vielleicht eine mahnende Rolle einnehmen um sie in ein Schambewusstsein zu bringen, sodass sie das lässt.
Wenn sie verheiratet war, kann es auch nützen ihr sowas zu sagen wie "Fridolin (Ehemann) kann da sicher nicht drüber lachen" (oder so). Evtl. schaltet das Gewissen der Ehefrau ein und sie kommt in andere Verhaltensmuster.
Ohne Biographie könnte sonst ein lautes und bestimmtes "Halt!" o.Ä. sie etwas aus der Fassung bringen, aber eine Versorgung ermöglichen.
Auf die Finger hauen ist natürlich keine Option. Und wenn das in deiner Einrichtung üblich ist, halte ich das für ziemlich bedenklich.
Egal wo Du ansetzt, sprich mit Kollegen darüber und schreib es in den Pflegebericht! Das ist wichtig, um Transparenz zu schaffen. Wenn ihr ein bisschen kollegial arbeitet (was ich dir wünsche), lässt es sich sicher auch einrichten, dass Du z.B. mit einer Kollegin ein zwei Bewohner "durchtauscht" und die Versorgung der Dame, jedenfalls sobald es um intime Versorgung (Grundpflege, Toilettengang) geht, von jemand anderem durchgeführt wird.
Wenn Du nicht drüber sprichst und man sich das mal ganz schlimm ausmalt, kommt ein Kollege/eine Kollegin rein, mit der Du nicht so kannst, in dem Moment wo dir die Dame in den Schritt fasst o.Ä. - das kann dir im Zweifel übel ausgelegt werden und Du hast eine Kündigung und evtl. eine Anzeige von Angehörigen am Hals. Glückwunsch.
Bleib damit nicht allein. Es wird wohl jemanden in der Einrichtung geben, der professionell ist und dir im Umgang damit hilft. Ansonsten wird das eine möglicher Weise eine psychische Belastung für Dich.